Dienstag, 5. April 2016

[Rezension] "All die schönen Dinge" von Ruth Olshan




Titel: All die schönen Dinge
Reihe: Nein
Autorin: Ruth Olshan
Genre: Jugendroman
Verlag: Oetinger (22. Februar 2016)
ISBN: 978-3789103711
Seiten: 288
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 13 - 16 Jahre





Der Verlag meint, dass "All die schönen Dinge" von Ruth Olshan die ideale Lektüre für Fans von John Green & Co. sei .... ich hoffe, das ist nicht zu hoch gegriffen ....




Tammie hat eine Vorliebe für Pistazieneis. Und für Sprüche. Genauer gesagt: für Sprüche, die auf Grabsteinen stehen. Ein etwas ungewöhnliches Hobby für eine 16-Jährige. Weniger ungewöhnlich wird es, wenn man weiß, dass Tammie ein Aneurysma im Kopf hat. Es hat sich dort inmitten ihrer Synapsen bequem gemacht und kann jeden Moment explodieren. Oder eben nicht. Das ist die entscheidende Frage und um die kreist ziemlich viel in Tammies Leben. Erst als Tammie eines Tages auf dem Friedhof einen Jungen kennenlernt, der an Grabsteinen rüttelt, ändert sich von Grund auf alles für sie.
(Bild- und Textquelle: Oetinger)



Einstieg ins Buch:
Pistazieneis stirbt aus. Das ist nicht weiter aufregend. Es zeigt nur, dass Dinge verschwinden.

Mit 16 Jahren sollte man all die schönen Dinge des Lebens geniessen: sich mit seinen Freunden Treffen, auf Partys gehen, erste Kusserfahrungen (oder mehr) sammeln und vor allem einfach Spass haben. Tammie tut genau dies nicht. Sie hat in ihrem Gehirn ein Aneurysma, das eine tickende Zeitbombe ist. So versucht sie möglichst allen Risiken aus dem Weg zu gehen. Ihre Freizeit verbringt sie auf dem Friedhof und sucht nach dem perfekten Spruch für ihren Grabstein.
Ausser ihre beste Freundin Pat lässt Tammie niemanden an sich heran, denn sie denkt, dass sie bald sterben wird und möchte möglichst wenige Menschen belasten. Im Gegensatz zu ihren Eltern, die nicht loslassen können  und alles Mögliche im Keller sammeln, entwickelt sie einen starken Drang, alles auszumisten, was sie nicht braucht - ein Abschied nehmen auf Raten.

Ich habe eine Zeitbombe im Hirn, von der man nicht sagen kann, wann sie hochgehen wird.     (Seite 18)

Auf dem Friedhof trifft Tammie auf Fynn, der dort arbeitet. Seine Aufgabe ist es, an den Grabsteinen zu rütteln, um zu testen, ob diese noch einen guten Halt haben. Fynn ist eine sehr spannende und sympathische Person, die auf mich erst aber älter wirkte, als sie wirklich ist. Doch Fynn rüttelt nicht nur an den Grabsteinen, sondern rüttelt auch Tammie wach. Er zeigt ihr, dass es sich lohnt, das Leben zu geniessen, auch wenn dies mit Risiken verbunden ist.

Mit Tammie und Fynn hat Ruth Olshan zwei tolle und individuelle Protagonisten entworfen, doch mein Liebling war Fynns Hund Okay. Er war der treue Weggefährte seines Grossvaters, doch nach dessen Tod kümmert sich nun sein Enkel um Okay.
Die Nebenfiguren wie Tammies Eltern oder Pat wirkten auf mich sehr authentisch, so dass die Geschichte noch mehr Glaubwürdigkeit bekommt.

Ich fühle mich Fynn gegenüber wie ein Sparangebot mit abgelaufenem Verfallsdatum.      (Seite 91)

"All die schönen Dinge" ist eine ausserordentliche Geschichte, feinfühlig und ruhig. Die Botschaft, jeden Tag zu geniessen, wird schön vermittelt, doch zwischenzeitlich verliert die Autorin meiner Meinung nach etwas den Fokus und Okay rückt zu sehr ins Zentrum.

Der Schreibstil des Buches hat mir gut gefallen. Ruth Olshan benutzt zum Teil kurze, beinahe abgehackte Sätze, dann verschachtelt sie wieder Satzfragmente, so dass sie den Inhalt einem eigenen Rhythmus anpassen kann. "All die schönen Dinge" liest sich flüssig, so dass man gut vorwärts kommt.






Zwar behandelt "All die schönen Dinge" eine ernste Thematik, doch diese wird sehr positiv umgesetzt. Tammie und Fynn zeigen uns, dass man jeden Tag geniessen soll, auch wenn  das Risiken birgt. Ruth Olshan hat mich mit ihrer Geschichte kurzweilig unterhalten, ihr ganzes Potential wurde jedoch nicht ausgeschöpft.










Ruth Olshan wurde 1970 in Moskau geboren. Ein Jahr später emigrierte die Familie nach Israel, 1974 kam sie nach Deutschland. Aufgewachsen in Berlin studierte Olshan über ein Stipendium in Leeds (UK) und Köln Filmregie und Drehbuch. Sie arbeitet als freie Autorin und Filmemacherin für Dokumentar- und Spielfilm. Für ihr Werk wurde Olshan mehrfach ausgezeichnet. Ihre Erfahrung als Drehbuchautorin und Filmemacherin bereichert ihr Schreiben von Kinder- und Jugendliteratur.
(Textquelle: Oetinger)




© by Favolas Lesestoff


5 Kommentare:

  1. Hallo Favola,

    das Buch steht noch auf meiner Wunschliste, da es ganz interessant klingt. Und auch wenn deine Meinung nicht 100 % positiv ist, so denke ich doch, dass das Buch lesenswert ist. :)

    Danke für deine Rezension!


    Liebe Grüße,
    Anna

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    1. Hallo Anna
      Ja, lesenswert ist das Buch ganz bestimmt :-)
      lg Favola

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  2. Hey Favola,
    danke für deinen lieben Kommentar. Da musste ich direkt mal nachschauen, wie dir das Buch gefallen hat. Da dir Okay aber doch sehr sympathisch ist, wie du schreibst, kann der Fokus auf den Hund ja hoffentlich nicht ganz so schlimm gewesen sein. ;) Ansonsten erkenne ich vieles wieder, das freut mich. :) Und dass es dir im Großen und Ganzen auch gefallen hat.

    Viele liebe Grüße,
    Liss ♥

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    1. Hey Liss
      Naja, klar war mir Okay sehr sympathisch, aber trotzdem hätte ich es lieber gesehen, wenn er weniger im Zentrum gestanden hätte. Gegen Ende ging es ja vor allem um ihn.
      lg Favola

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  3. Hallo!
    Ich muss das Buch jetzt lesen und eine Buchvorstellung darüber machen, ich bin bei Kapitel 12 und mir gefällt es bis jetzt sehr gut.
    Liebe Grüße Anna!

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