Montag, 20. März 2017

[Rezigramm] "Hier musst du glücklich sein" von Lisa Heathfield


Titel: Hier musst du glücklich sein
Autorin: Lisa Heathfield
Übersetzerin: Birgit Schmitz
Genre: Drama
Verlag: Carlsen (22. Dezember 2016)
ISBN: 978-3551583383
Seiten: 320
empfohlenes Alter: ab 14 Jahren


Inhalt:
Eine kleine Gemeinschaft, abgeschottet von der Welt. Hier ist Pearl aufgewachsen und hier fühlt sie sich sicher, denn ihr Oberhaupt Papa S. beschützt sie alle vor der vergifteten Welt da draußen. Doch als sich der gleichaltrige Ellis und seine Familie ihrer Gemeinschaft anschließen, wird Pearls Weltbild auf die Probe gestellt: Ellis wächst Pearl täglich mehr ans Herz – und er scheint nicht an die Lehren von Papa S. zu glauben! Langsam wird auch Pearl klar, dass sie fliehen müssen, um sich zu retten …
(Bild- und Textquelle: Carlsen Verlag 




"Hier musst du glücklich sein" startet schon mit einer erschreckenden Szene. Pearl hat ihre erste Menstruation und hat keine Ahnung, warum sie blutet. Sie fragt sich, ob sie für etwas bestraft wird. Aufgewühlt läuft sie zu Elizabeth, denn sie denkt sogar, dass sie sterben muss. Diese erklärt ihr, dass sie zur Frau wird und dass sie nun, damit ihr eigener Schoss fruchtbar werde, tief im Schoss der Natur bleiben müsse. So wird Pearl mit all ihren Ängsten bis zum nächsten Morgen in einem unterirdischen Raum eingesperrt.


Es folgen einige bizarre Szenen und wir erleben, welches Gedankengut Oberhaupt Papa S. in seiner Sekte gesät hat.
Doch dann kommt der gleichaltrige Ellis mit seiner Mutter und seiner kleinen Schwester nach Saat. Er ist so anders als alle Menschen, die Pearl kennt. Und vor allem hinterfragt er Papa S., bezeichnet ihn sogar als Lügner. Pearl ist hin- und hergerissen, denn so eine Gehirnwäsche von klein auf lässt sich nicht so schnell niederreissen. Doch nach und nach gerät ihr Weltbild ins Wanken ....


Die fünfzehnjährige Pearl ist zu Beginn ein sehr treues Mitglied der Gemeinschaft. Sie himmelt Papa S. an und würde alles für ihn tun. Von der Welt hat sie keine Ahnung, denn sie lebt nach den strengen Regeln von Papas S. und hinterfragt diese nie. So ist sie vor allem am Anfang sehr naiv. Doch nach und nach beginnt sie eigenständiger zu denken und erste Zweifel keimen auf.

Lisa Heathfield schafft es, eine enorm dichte und beklemmende Atmosphäre aufzubauen und die allgegenwärtige, unterschwellige Gefahr lässt einen durch die Seiten fliegen. Die Autorin arbeitet gekonnt mit den bösen Vorahnungen, die einem beim Lesen die Haare zu Berge stehen und kaum zu Atem kommen lassen.
Die Thematik mit der Sekte ist sehr glaubwürdig aufgearbeitet Es ist spannend, aber vor allem unglaublich erschreckend, wie ein einzelner Mensch eine ganze Gruppe beherrschen und wie weit er gehen kann.


Viel Negatives gibt es zu "Hier musst du glücklich sein" wirklich nicht zu sagen. Am Ende ging es mir etwas zu schnell, dafür ist die Wirkung wohl umso grösser.
Es muss einem bewusst sein, dass dieses Buch nicht glücklich macht. Eine rosa Brille hatte zu Beginn nur Pearl auf, die Autorin ganz bestimmt nicht. Und so gibt es die eine oder andere haarsträubende oder brutale Szene, die unter die Haut geht.


Der Schreibstil von Lisa Heathfield ist schlicht und eindringlich. Mit wenigen Worten schafft sie es, dass einem beim Lesen der Atem stockt. Viele Dinge schreibt sie nicht direkt, sondern lässt zwischen den Zeilen lesen und spielt mit den Fantasien der Leser. So entwickelt sich ein regelrechter Lesesog und man muss das Buch einfach so schnell wie möglich beenden.




beklemmend, intensiv, dramatisch
In "Hier musst du glücklich sein" gewährt uns Lisa Heathfield einen erschreckenden Einblick in eine Sekte. Ein Buch voller Gegensätze: ruhig und rasant, faszinierend und schockierend. Nur eins wird man mit dieser Geschichte ganz bestimmt nicht: glücklich. Lesen sollte man sie aber trotzdem!





"Man darf den Honig nicht essen", erkläre ich ihm. "Wenn du das tust, werden die Eier in deinem Inneren ausgebrütet, und dann hast du ganz viele Bienen im Bauch." Ellis sieht mich schockiert an. Als hätte er das nicht gewusst.     (Seite 106)

Es fühlt sich an, als würde ich Sonnenschein tragen, aber irgendwo in mir drin liegt ein schwerer Stein. Ich weiss nicht genau, wo oder warum, und versuche, ihn mit der Kraft der Gedanken wegzuschieben, aber er bleibt da und summt leise vor sich hin.     (Seite 133)

Im Weggehen schaut er zu mir zurück, nur ein Mal.
Und ich? Ich sitze im Apfelbaum und lasse mich von seinen Worten und meinen Gedanken an enen Ort führen, von dem ich weiss, dass ich ihn besser nicht aufsuchen sollte. Aber ich tue es trotzdem. Schritt für Schritt, mit geschlossenen Augen und brennenden Füssen gehe ich dorthin.     (Seite 166/167)



© Favolas Lesestoff


6 Kommentare:

  1. Liebe Favola,

    du beschreibst meine Gefühle während des Lesens sehr gut!
    Und ich mag deinen Satz, dass dieses Buch nicht glücklich macht.
    Eine sehr gute Rezension!

    Liebe Grüße
    Ramona

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  2. Ohh das Buch will ich schon so lange lesen! Das Sektenthema hört sich wirklich ziemlich außergewöhnlich und ganz anders als der übliche Jugendbuchkram an! Und noch sind wir ja auch in der Jahreszeit, wo man wunderbar eingekuschelt drinnen düstere Geschichten lesen kann :) Danke für die Empfehlung! Jetzt muss ich es mir ganz unbedingt kaufen! :)
    Liebe Grüße,
    Hannah

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  3. Hallo Favola,

    eine interessante Meinung, die mich neugierig macht. Das Buch hätte ich sonst vermutlich eher nicht beachtet, aber ich finde es toll, wenn man durch Bücher die Möglichkeit hat, andere "Welten" kennen zu lernen, dazu gehören ja auch Sekten.

    Danke für die Rezension!

    Alles Liebe,
    Anna

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  4. Hallo Favo,

    auch ich war von diesem Buch hin und weg.
    Man denkt, man ist in einer anderen Zeit, derweil kann das und wird dies, überall passieren.
    Eine tolle Idee richtig fesselnd umgesetzt. Konnte mich nicht loseisen von den Seiten <3

    Alles Liebe,
    Conny

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  5. Hallo Favola,

    mir bleibt schon beim Lesen der Rezension der Atem weg. Wohl kein Buch, das man nebenbei lesen kann.

    Grüße
    Daniela

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  6. Halli hallo

    Oh ja ein sehr eindrückliches Buch mit einer irgendwie beklemmenden Atmosphäre ich habe es regelrecht verschlungen.
    Am Ende ging mir auch alles ein bisschen ruck zuck...

    Liebe Grüsse
    Bea

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