Mittwoch, 17. Mai 2017

[Rezension] "Das Jahr, in dem ich lügen lernte" von Lauren Wolk






Titel: Das Jahr, in dem ich lügen lernte
Reihe: nein
Autorin: Lauren Wolk
Übersetzerin: Birgitt Kollmann
Genre: Jugendbuch, Drama
Verlag: Carl Hanser Verlag  (30. Januar 2017)
ISBN: 978-3446254947
Seiten: 272
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 12 Jahren








"Das Jahr, in dem ich Lügen lernte" wurde mir an der Buchmesse ans Herz gelegt. 



Erst ist es ein Stock, der Annabelle trifft, dann die Hand, die sich um den Hals eines Vogels schließt, und schließlich der gespannte Draht, der für James lebensbedrohlich wird. Das ist Betty, das neue Mädchen in Annabelles Klasse, die letztendlich das ganze Dorf gegen den kauzigen Außenseiter Toby aufbringt. Doch Annabelle durchschaut ihre Lügen und falschen Anschuldigungen. Und sie kennt Toby, der ihr schon oft zur Seite gestanden hat. Als Betty plötzlich verschwindet und alle Finger auf Toby zeigen, nimmt Annabelle ihren ganzen Mut zusammen und versucht, seine Unschuld zu beweisen.
(Bild- und Textquelle: Hanser Literaturverlage)





Einstieg ins Buch:
In dem Jahr, als ich zwölf wurde, lernte ich zu lügen.
Damit meine ich nicht die üblichen kleinen Schwindeleien von Kindern. Ich meine wirkliche Lügen, die von wirklichen Ängsten gespeist werden.

"Das Jahr, in dem ich lügen lernte" spielt 1943. Das Leben der zwölfjährigen Annabelle gerät völlig aus den Fugen. Nicht wegen des Krieges, wie man vielleicht denken könnte, sondern wegen einem Mädchen, das in ihre Gegend zog.

Es ist eine Zeit, in der die Gemeinschaft, die Familie einen sehr hohen Stellenwert hat und jeder seinen Beitrag dazu beitragen muss. Die Kinder haben lange Schulwege. Annabelle und ihre beiden jüngeren Brüder müssen durch den Wald und sogar durch eine Schlucht. Und genau am Eingang zur Wolfsschlucht steht eines Tages ein grosses, kräftiges Mädchen namens Betty. Sie war aus der Stadt hergeschickt worden und hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich, Betty sei 'schwer erziehbar'.

Es beginnt mir Drohungen, Schlägen, gefährlichen Fallen und irgendwie schafft es Betty, das ganze Dorf gegen den Aussenseiter Toby aufzubringen. Nur Annabelle durchschaute das Lügengespinst und als Betty plötzlich verschwindet, beginnt eine regelrechte Hetzjagd gegen Toby. Annabelle nimmt all ihren Mut zusammen, denn sie möchte ihm helfen und seine Unschuld beweisen.

Ich glaube, mir ist noch nie so ein böses Mädchen in einem Jugendbuch begegnet. Wie Annabelle konnte ich es erst gar nicht wahrhaben, dann bekam ich einen Knoten in der Brust und je mehr ich las, desto stärker wurde die Wut in meinem Bauch. Wie konnte ein Mädchen so gemein und skrupellos sein?

Viel zuviel Zeit vergeht, bis sich Annabelle endlich ihren Eltern anvertraut, aber auch danach kann man noch nicht aufatmen. Es dauert lange bis Bettys ganze Intrigen ans Licht kommen. Und als Leser hofft man mit der Protagonistin, dass dieses schreckliche Mädchen zur Rechenschaft gezogen wird, Einsicht zeigt, sich vielleicht sogar entschuldigt. Doch das Buch endet ganz anders, wie man es erwartet hätte.

Doch dann kam mir ein besserer Gedanke, und der begleitete mich von da an: Wenn mein Leben nicht mehr war als eine einzige Note in einer endlosen Sinfonie, musste ich dann nicht diesen einen Ton so lange und so laut spielen wie ich konnte?     (Seite 211)

"Das Jahr, in dem ich lügen lernte" ist eine äusserst hochwertige Geschichte. Es ist unglaublich, wie es ein einzelnes Mädchen schafft, eine ganze Dorfgemeinschaft umzukrempeln und gegen jemanden aufzubringen. Lauren Wolk zeigt uns schonungslos die menschlichen Schwächen. Sie schreibt sehr eindringlich und schafft es schnell, eine dichte Atmosphäre aufzubauen. So ist ein dramatischer Jugendroman über Solidarität und Gerechtigkeit entstanden. Ein Buch, das schockiert, aufrüttelt und noch lange nachhallt.





fesselnd, eindringlich, erschütternd
"Das Jahr, in dem ich lügen lernte" ist eine ernste Geschichte, die schockiert und aufwühlt. Lauren Wolk zeigt uns, was die Macht der Lügen alles anrichten kann und wie wichtig Solidarität, Freundschaft und Gerechtigkeit sind.








Lauren Wolk ist Schriftstellerin, Dichterin und bildende Künstlerin. Sie studierte an der Brown University Literatur, arbeitete u. a. als Redakteurin, Feuilletonistin und Lehrerin und ist derzeit stellvertretende Leiterin des Cultural Center of Cape Cod. Auf der Halbinsel ist sie mit ihrer Familie auch zu Hause. Das Jahr, in dem ich lügen lernte (2017) ist ihr Debüt.





© Favolas Lesestoff

4 Kommentare:

  1. Jetzt bin ich aber neugierig :) klingt gut! Wie immer eine schöne Rezension, Liebes!

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    1. Vielen Dank :-)
      Es freut mich, dass ich dich neugierig machen konnte :-)
      lg

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  2. Hallo Favola,

    das Buch klingt wirklich sehr spannend, aber auch sehr heftig. Den Titel werde ich mir auf jeden Fall mal merken. Bücher, die solche gesellschaftlichen Themen ansprechen finde ich immer interessant.

    LG
    Julia

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    1. Hallo Julia
      Schön, dass ich dich auf "Das Jahr, in dem ich lügen lernte", aufmerksam machen konnte.
      lg Favola

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