Samstag, 20. Oktober 2012

[Rezension] "Vakuum" von Antje Wagner







Titel: Vakuum
Autorin: Antje Wagner
Genre: Jugendbuch
Verlag: Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher (10. September 2012)
ISBN: 978-3827054371
Seiten: 304
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
  






Tamara sitzt im Zug nach Mannheim: Sie soll endlich mehr über ihre leibliche Mutter erfahren. Kurz dämmert sie ein und als sie die Augen wieder öffnet, steht der Zug und alle anderen Passagiere sind weg.
Alissa war auf der kleinen Insel nur kurz eingenickt, aber als sie aufwacht, ist alles anders. Ihre Freunde sind spurlos verschwunden, die Vögel zwitschern nicht mehr. Und als sie 110 wählt, ist die Leitung tot.
Tamara. Alissa. Leon. Hannes. Kora. Sie alle haben einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit und erleben nun, was es heißt, allein zu sein. Denn am 17. August um 15.07 Uhr passiert das Undenkbare: Die Zeit bleibt stehen, und alle Menschen um sie herum sind plötzlich verschwunden. In diesem beängstigenden Vakuum finden die fünf Jugendlichen nach und nach heraus, dass sie auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden sind.        
(Text- und Bildquelle: Bloomsbury)






Schon das Cover hat mich angezogen und mich dazu verführt, die Inhaltsangabe zu lesen. Diese tönte sehr mysteriös und spannend und so versuchte ich mein Glück bei Blogg dein Buch. Hoch erfreut fand ich eine Zusage in meinem Postfach und einige Tage später dann das Buch im Briefkasten.
Ganz toll ist, dass das Buch von Antje Wagner signiert wurde und auch noch eine Postkarte und ein Lesezeichen zum Buch mit Unterschrift dabei lagen. Herzlichen Dank!





Einstieg ins Buch:
Die Sirene heulte los.
Kora war noch nicht fertig. Nur noch fünf Bahnen. Höchstens sechs. Sie stand auf der Leiter, die Arme hoch über dem Kopf, die Malerrolle in den Händen. Sie hasste die Sirene, obwohl ihr Signal die Pausen ankündigte.
In der Geschichte begleiten wir abwechselnd einen der fünf Protagonisten. Am Anfang lernen wir Kora kennen, die aus uns vorerst unbekannten Gründen im Gefängnis ist. Wir lernen ihren Knastalltag kennen und merken, dass sie sich sehr zurückgezogen hat und am liebsten alleine ist. Diese ersten 44 Seiten fand ich schon so fesselnd, dass es mich beinahe ein bisschen ärgerte, als ich mich vorerst von ihr verabschieden musste und sie erst über hundert Seiten später wieder antraf.

Manchmal, wenn man gar nicht weiss, wo man hinsoll, ist es das Beste, erst einmal da zu bleiben, wo man ist. - Koras Knastweisheiten, Seite 3.     (Seite 190)

So lernen wir die fünf Protagonisten der Reihe nach kennen. Sehr detailliert zeigt uns die Autorin ihre aktuelle Situation auf und wie sie dem Nebel das erste Mal begegnen. Zu Beginn verweilen wir recht lange bei einer Personen, diese Abschnitte werden dann je weiter die Geschichte fortschreitet kürzer, was das Lesen noch kurzweiliger macht. Schnell merkt man, dass die fünf alle ein dunkles Geheimnis aus der Vergangen mit sich herumschleppen und und wir als Leser beginnen eine Frageliste aufzustellen:

Warum sitzt Kora im Gefängnis?
Warum schläft Hannes am Tag und was für Schilder kontrolliert er jeden Abend um halb neun beim Golfplatz?
Warum ist Alissa so wütend auf ihren Bruder Leon?
Wer ist Nina, die für Alissa und Leon so eine wichtige Person war und was ist mit ihr passiert?
Warum stehen alle Uhren auf 15.07 Uhr?
Was hat es mit diesem mysteriösen und bedrohlichen Nebel auf sich?
Was ist mit der Welt passiert?

Durch Rückblicke und Gedankengänge der einzelnen Charakteren bekommen wir nach und nach Antworten. Jeder einzelne wird im Nebel mit seinen persönlichen Ängsten konfrontiert und durch ihre isolierte Situation werden sie als Gruppe zusammengeschweist und lernen, wie wichtig es ist, sich gegenseitig zu helfen und wie hilfreich reden sein kann.

"Ich glaube nicht, dass Zeit alle Wunden heilt", sagte sie. "Zeit verändert die Wunde vielleicht, schiebt sie an einen anderen Ort. Wenn man Glück hat, lernt man damit zu leben. Aber heilen? - Nein."     (Seite 307)

Die wichtigsten Fragen werden natürlich erst ganz am Schluss aufgelöst. Antje Wagner hat mich mit ihrer Erklärung überrascht, doch das grosse Finale war von mir aus gesehen zu kurz und zu aprupt. Die Autorin vermochte in diesem Buch eine solche Spannung aufzubauen, dass mich die Auflösung dann mit einem "Ah, das war`s jetzt?" etwas unbefriedigt zurückliess.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Er ist sehr flüssig, eingängig und bildhaft. Durch kursiv gedruckte Worte lässt sie zum Teil Gedanken, zum Teil Geräusche miteinfliessen. Antje Wagern baut in ihrem Buch eine sehr dichte und bedrückende Atmosphäre auf. Die Stille ist beinahe fühlbar und ich hatte das eine oder andere Mal selber ein beengendes Gefühl in der Brust.

Es gab verschiedene Formen von Stille.
Es gab die zittrige Stille nach einer peinlichen Bemerkung, kurz bevor man losprustete. Es gab die von raschelnden Schatten umgebene Stille, wenn man nachts aufwachte. Es gab die brodelnde Stille nach einem Streit.
Und es gab die Stille, die unversöhnlich war. Die sich wie eine flüssige Lawine über alles ergoss. Diese Stille hier war so.     (Seite 110)





Die Gestalung des Buches gefällt mir ausgesprochen gut. Sie ist schlicht und passt gut zum Inhalt des Buches. Etwas schade finde ich es, dass die Anzahl der Personen auf dem Cover nicht mit der in der Geschichte übereinstimmt. In der Kapitelüberschrift erfahren wir immer, wer gerade im Mittelpunkt steht und wann und wo sich die Geschehnisse abspielen. Toll finde ich, dass dies auch in der Schrift des Covers gedruckt wurde.




"Vakuum" wartet mit einer dichten Atmosphäre, interessanten Charakteren, vielen Fragen, einem hohen Spannungsbogen und eingem Mysteriösem auf. Antje Wagners Idee überrascht, doch mit dem Ende konnte sie mich nicht ganz überzeugen.





Foto: Uschi Koch
Antje Wagner, geboren 1974 in Wittenberg, studierte deutsche und amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften. Sie schreibt Romane und Erzählungen für Jugendliche und Erwachsene, lebt in Potsdam und arbeitet auch als Sprecherin und Übersetzerin aus dem Englischen.

Ihr Thriller "Unland"(Bloomsbury K&J 2009) wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem ver.di Literaturpreis. "Vakuum" hat Antje Wagner im Rahmen des Kinder- und Jugendstadtschreiberstipendiums in Mannheim begonnen und wurde für die Buchidee mit dem Feuergriffel ausgezeichnet. Im Frühjahr 2012 erschien ihr Kriminalroman "Schattengesicht" bei Bloomsbury K&J.    
(Bild- und Textquelle: Blogg dein Buch)
Webseite: http://www.wagnerantje.de/


 Ein herzliches Dankeschön für das Rezensionsexemplar geht an:


       &.      

6 Kommentare:

  1. Deine Rezension gefällt mir wirklich gut und du hast echt schöne Zitate herausgesucht.
    Deine Kritik am Ende kann ich nachvollziehen. Ich selbst war mit dem Ende aber absolut zufrieden und fand die Auflösung logisch.

    Ich finde es übrigens auch immer sehr spannend, wenn man Meinungen anderer zu einem kürzlich rezensierten Buch liest. :)

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  2. Eine wirklich schöne Rezension und die Gestaltung von dir finde ich sehr kreativ und ansprechend (die Cloud, Zitate und die Buchfotos), Hut ab! :)

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  3. Eine schöne Rezi :) Ich bin mir bei dem Buch zwar noch unschlüssig, aber es landet erst einmal auf meine Wunschliste ;)

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  4. Hi Favola!

    Eine tolle Rezi!
    Das Buch steht noch auf meiner WuLi. In Frankfurt auf der Messe hatte ich es kurz in der Hand und es wäre fast über den Verkaufstresen gewandert. Deine Rezi macht auf jeden Fall neugierig und ich möchte das Buch bald selbst aufschlagen!

    Liebe Grüße
    Anka

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  5. Eine wirklich begeisternde Rezension, auch wenn dich das Ende nicht richtig überzeugen konnte. Das Buch klingt sooo gut, ich habe gerade schon eine Rezension gelesen und würde es am liebsten gleich lesen. :D

    Viele Grüße
    Miyann

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  6. Antje Wagner kommt jedes Jahr an unsere Schule, und liest etwas vor. Dieses Jahr war es Vakuum, sie kann so spannend vorlesen!Sie hat mir gleich lust auf dieses Buch gemacht und das hier auch!!

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