Dienstag, 16. Juli 2013

[Rezension] "Der Geschmack von Sommerregen" von Julie Leuze






Titel: Der Geschmack von Sommerregen
Reihe: nein
Autorin: Julie Leuze
Verlag: Egmont INK (11. Juli 2013)
ISBN: 978-3-86396-062-9
Seiten: 320
Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
  







Mit den sonnig warmen Tagen, habe ich wieder vermehrt Lust auf locker flockige Liebesgeschichten bekommen. Als ich die Inhaltsangabe von "Der Geschmack von Sommerregen" las, wusste ich, dass das die perfekte Sommerlektüre werden könnte.






Sophie ahnt nicht, dass ein halbes Lächeln alles auf den Kopf stellen wird. Dass ein einziger Blick aus schokoladenbraunen Augen ausreichen wird, um ihre Welt in Funken sprühendes Himmelblau zu tauchen. Dass ein einziger Kuss ihr den Mut verleihen wird, dem Familiengeheimnis auf den Grund zu gehen, das ihr Leben bis jetzt bestimmt hat.
Mattis ahnt nicht, dass Sophie ihm entlocken wird, was er vor allen anderen verbirgt. Dass er sich mit ihr so sicher fühlen wird wie noch mit niemandem zuvor.
Beide ahnen nicht, dass ihre Liebe sie über sich selbst hinauswachsen lassen wird. Sophie und Mattis. Mattis und Sophie.
(Bild- und Textquelle: Egmont INK)



Einstieg ins Buch:
Der Neue schwappt himmelblau über mich hinweg, mit Spuren von Schwarz und glitzernden Funken aus tiefem, geheimnisvollem Gold. Ich blinzle verwirrt. Diese Farbkombination hatte ich noch nie auf meinem inneren Monitor, und es gelingt mir nicht, sie einzuordnen.

bitteres Oliv
flauschiges Weinrot
freudiges Zitronengelb
süsses Sahneeis-Weiss
reumütiges Violett
verliebtes Gold

Sophie nimmt Emotionen auf ihrem inneren Monitor als Farben wahr. Laut ihren Eltern soll sie diese Farben unterdrücken und niemandem etwas davon erzählen. Zwar verängstigt sie diese Besonderheit, doch Sophie kann und will sie nicht verleugnen, denn sie ist ein Teil von ihr. Zu gern möchte sie der Sache auf den Grund gehen, wissen, warum sie so anders ist, doch ihre Eltern beherrschen die Taktik des Verdrängens sehr gut und so kommt Sophie keinen Schritt weiter. Sie ahnt, bei wem sie Hilfe bekommen könnte, nämlich bei ihrer Grossmutter Anne, die für ihre Mutter jedoch ein rotes Tuch ist.

Ahnt mein Vater eigentlich, wie einsam ich mich manchmal fühle? Einsamkeit ist silbergrau, eine schöne, glitzernde Farbe im Aussen. Auf meinem inneren Monitor ist sie so kalt wie tödliches Eis.     (Seite 40)


Als dann der äusserts attraktive, ruhige Mattis in ihre Klasse kommt, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn, muss aber feststellen, dass sie sich erst richtig auf ihn einlassen kann, wenn sie mit sich selbst im Reinen ist.

Die Geschichte ist aus der ich-Perspektive von Sophie geschrieben und so erleben wir sehr gut ihren "inneren Monitor". Julie Leuze hat dieses Farbenspiel in Sophies Wahrnehmung richtig toll in die Geschichte eingewoben und bereichert damit ihren wunderbar leichten, zum Teil schon fast poetischen Schreibstil.
Die Themen habe mich sehr angesprochen und ich fand sie richtig spannend und erfrischend umgesetzt.

Endlich macht sich Ferienstimmung in mir breit. Sie leuchtet so freudig-zitronengelb, dass ich sie beinah auf der Zunge schmecken kann.     (Seite 50)

Die beiden Protagonisten sind nichts Neues in der Buchwelt. Sie fristet ein ruhiges, unscheinbares Mauerblümchen-Dasein, er ist der äusserst attraktive Neue, den sich alle gerne angeln würden. Mattis ist beinahe zu gut um wahr zu sein - vor allem für seine 16 Jahre erscheint er mir wahnsinnig reif. Da hätte ich mir doch ein bisschen mehr Ecken und Kanten gewünscht.
Und auch die Nebencharaktere sind eher von der Stange als Massanfertigungen. Da treffen wir die durchgestilte Oberzicke, den plötzlich eifersüchtigen "Ex"-Freund und die leicht eingeschnappte beste Freundin.

Doch all dies hat dem Lesegenuss keinen Abbruch getan. "Der Geschmack von Sommerregen" ist eine sehr einfühlsame Liebesgeschichte mit Tiefgang, denn neben dem Entdecken ihrer Gefühle für Mattis muss Sophie noch das eine oder andere Geheimnis ihrer Familie lüften und sich selber kennen und akzeptieren lernen.

Unsere Blicke schlingen sich umeinander und plötzlich habe ich das Gefühl, er kann bis tief in meine Seele schauen - bis hin zu meinem Geheimnis - zu den blauen Wellen, der goldenen Gischt, dem roten Funkenregen.     (Seite 68/69)

Überrascht war ich jedoch, wie weit die Autorin in Sachen Liebe und Sexualität geht. Noch nie habe ich in einem Jugendbuch so detailliert beschriebene Liebesszenen gelesen. Auf der einen Seite ist es ganz bestimmt sehr gut, wenn Jugendliche so eine feinfühlige Art des sich näher kommens erfahren, und auch realisieren, dass man nein sagen soll, wenn man noch nicht soweit ist, doch auf der anderen Seite, finde ich es in einer Geschichte ab 14 nicht nötig. Wenn das Buch nämlich verfilmt würde, müsste da ganz bestimmt ein FSK 16 drauf stehen.
Die erotischen Passagen sind aber wie das ganze Buch wirklich feinfühlig und schön beschrieben und lassen die Schmetterlinge im Bauch tanzen.

Ich habe Mattis vom ersten Augenblick an begehrt. Ich begehre ihn himmel-, tinten-, mitternachtsblau, begehre ihn mit jeder Faser meines Körpers, begehre ihn so kompromisslos, dass ich über mich selbst erschrecke, weil ich so etwas noch nie empfunden habe.     (Seite 88/89) 



Eigentlich bin ich kein grosser Fan von Gesichtern auf Buchcovern, aber hier spiegelt das Titelbild schön den Inhalt und man kann erahnen, was einen hinter dem Buchdeckel erwartet. Die Schrift und Farbe des Titels gibt auch schön das jugendlich Alter wieder und die runden Ecken verleihen dem Aussehen den letzten Schliff.


Aprupt verstumme ich, und mein inneres Pink fährt seine Stacheln aus. (Seite 95)






"Der Geschmack von Sommerregen" ist eine sehr emotionale, tiefgründige und prickelnde Liebesgeschichte, die mich vor allem durch den farbenprächtigen Schreibstil überzeugen konnte. Einmal begonnen, konnte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Sophie und Mattis haben mir definitiv den Sommer versüsst!









Julie Leuze wurde 1974 in Wiesbaden geboren. Als Kind lernte sie das bayrische Landleben kennen, als Jugendliche München und als Abiturientin Mr Right. Sie studierte in Konstanz (viel See, wenig Stress), bekam drei Kinder (viel Liebe, wenig Schlaf) und arbeitete als Journalistin (viel Lokalkultur, wenig Skandalöses). Seit sie zeitgleich ihre Hochsensibilität  und ihre Leidenschaft fürs Romanschreiben entdeckte, verfasst sie mit grosser Begeisterung Bücher für Erwachsene und Jugendliche. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Stuttgart.
(Autorenbeschreib hinten im Buch: Egmont INK)

http://www.julie-leuze.de/


14 Kommentare:

  1. Toll, dank deiner Rezension muss ich das Buch jetzt unbedingt haben, am Besten auf der Stelle. :D :/
    Liebe Grüßchen,
    Nina

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  2. .hihi. ich hab mir vorerst mal nur dein Fazit gegönnt - und es hat mir DEFINITIV GROOOSSE Lust auf diese wundervolle Geschichte gemacht! Wollte heute sowieso noch einkaufen gehen.... *tüdelüüüü* :-D Schönen Dienstag, liebe Grüße! (:

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  3. hört sich toll an.. ist auf meiner Wunschliste gelandet - Mist :D Mir gefällt das Cover total gut, und INK ist meistens total klasse...


    Liebe Grüße
    Tabea
    Im Kopf eines Bookaholic

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  4. @Nina:
    Eine sehr weise Entscheidung :-) Es ist eine wirklich tolle Sommerlektüre und einmal etwas ganz anderes.

    @Nana:
    Na dann wünsche ich dir viel Erfolg beim Einkaufen :-D Lass mich dann wissen, ob es "Der Geschmack von Sommerregen" geworden ist.

    @Kuno:
    Ist auch wirklich ein tolles Buch. Kann ich nur empfehlen. Auf der einen Seite eine wirklich schöne, feinfühlige Liebesgeschichte und auf der anderen Seite doch etwas ganz Spezielles.

    lg Favola

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  5. Also, ich bin ja ehrlich gesagt wirklich kein Fan von klischeehaften Figuren - und Mattis und Sophie scheinen da ja, so wie du sie beschreibst, absolute Paradebeispiele zu sein -, aber irgendwie machst du einem ja dennoch Lust drauf auf diese romantische Geschichte ;)
    Na, mal sehen...

    Übrigens, würde das Buch verfilmt werden, würden die die Sexszenen nur andeuten, ganz sicher. Die lassen sich doch die Zielgruppe der 12- bis 15-jährigen nicht entgehen :D

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    1. Liebe Sonne ...

      Ja, mit der Verfilmung hast du wohl recht ;-)
      Wenn du gerne schöne Liebesgeschichten liest und einer Prise Erotik nicht abgeneigt bist, kann ich dir "Der Geschmack von Sommerregen" wirklich empfehlen. So schlimm sind die Protagonisten nun auch nicht ... beide haben ja noch eine ganz spezielle Seite an sich .... und den Schreibstil mit dieser ganzen Farbpalette sollte man sich eigentlich nicht entgehen lassen ...

      lG Favola

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  6. Hey,
    das ist eine tolle Rezi. Ich sollte mir das Buch mal vornehmen :)

    Ich finde deinen Blog total schön und bin gleich mal Mitglied geworden.
    Ich würde mich freuen wenn du auf meinem Blog http://bessis-louisiana.blogspot.de/
    vorbeischaust. ich würde mich riesig freuen :)

    Ganz liebe Grüße

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    1. Hi Lovely Girl

      Schön, dass dir mein Blog gefällt :-) Danke!

      Ja, das Buch ist wirklich sehr schön und die perfekte Sommerlektüre ... also nichts wie zugreifen :-)

      lG Favola

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  7. Huhu Favola,

    habe dir eben auf meinem Blog geantwortet und wollte eben mal schauen, ob du schon die Rezi zu "Der Geschmack von Sommerregen" veröffentlich hast - und tada, gefunden! Jetzt will ich das Buch NOCH mehr haben als vorher! Eine tolle Rezension, die Lust auf das Buch macht. Die Idee dahinter klingt auch echt gut und was mich besonders interessiert ist die Sexualität in dem Buch, da ich bei sowas immer sehr kritisch bin im Hinblick darauf, das Autoren sich da meist zu wenig trauen! Damit hat mich das Buch jetzt definitiv geködert und ich werd's mir auf jeden Fall besorgen! Danke für deine Eindrücke :)

    Liebe Grüße,
    Marie

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    1. Hoi Marie

      Julie Leuze hat sich bezüglich Sexualität wirklich viel getraut - erstaunlich viel sogar. Das ist ja auch so ein bisschen mein Kritikpunkt, aber da spricht dann wohl wieder die Lehrerin und Bibliothekarin ;-) Persönlich hat es mich ja auch gar nicht gestört, aber ich bin ja auch nicht mehr 14 oder die Mutter einer 14jährigen Tochter, die das Buch heim bringt ;-)
      Mir hat einfach die Sprache mit den Farben unheimlich gut gefallen (Das merkt man wohl auch an den Zitaten ...).
      Dann gönn dir doch das Buch, mich würde deine Meinung dazu nämlich sehr interessieren :-)

      glg Favola

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  8. Hallo Favola,

    ich verfolge deinen Blog jetzt schon eine ganze Weile und finde deine Rezensionen sehr interessant. Das Buch von Julie Leuze habe ich noch nicht gelesen, aber es klingt auf jeden Fall lesenswert.

    Ich habe "Der Duft von Hibiskus" von Julie Leuze (hatte leider noch keine Zeit, die Rezension zu schreiben) gelesen und auch das hat mich sehr gefesselt - so wie du sagst, einmal begonnen konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht.

    glg
    gudrun (lesewiese)

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    1. Hi Favola

      "Der Geschmack von Sommerregen" war auch mein erstes Buch von Julie Leuze. Ich denke, ich muss mir ihre andere Werke auch noch genauer anschauen :-)

      lg Favola

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  9. So, hatte grad Zeit :-) für deine tolle Rezi.
    Diese Sache mit den Farben finde ich große klasse! Schon der Einstieg spricht mich total an. Auch das explizitere Thema Sex macht mich neugierig, obwohl ich kritisch bin, was das Alter anbelangt. Ach ... ich denke du hast mich :-) Muss ich lesen!
    Drück!
    Damaris

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    1. Schön :-)
      So soll es sein ... und es soll dir ja nicht besser ergehen als mir ;-)
      Das mit den Farben hat mich total fasziniert.

      glg Favola

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