Mittwoch, 3. Mai 2017

[Rezension] "Ich gebe dir die Sonne" von Jandy Nelson






Titel: Ich gebe dir die Sonne
Autorin: Judy Nelson
Übersetzerin: Catrin Frischer
Genre: Jugendroman, Coming-of-Age
Verlag: cbt (21. November 2016)
ISBN: 978-3570164594
Seiten: 480
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 14 Jahren









"Ich gebe dir die Sonne" ist eine Empfehlung vom Verlag. 



Am Anfang sind Jude und ihr Zwillingsbruder Noah unzertrennlich. Noah malt ununterbrochen und verliebt sich Hals über Kopf in den neuen, faszinierenden Jungen von nebenan, während Draufgängerin Jude knallroten Lippenstift entdeckt, in ihrer Freizeit Kopfsprünge von den Klippen macht und für zwei redet. Ein paar Jahre später sprechen die Zwillinge kaum ein Wort miteinander. Etwas ist passiert, das die beiden auf unterschiedliche Art verändert und ihre Welt zerstört hat. Doch dann trifft Jude einen wilden, unwiderstehlichen Jungen und einen geheimnisvollen, charismatischen Künstler ...
(Bild- und Textquelle: cbt Verlag)





Einstieg ins Buch:
So fängt alles an.
Mit Zephyr und Fry - den Soziopathen von nebenan -, die hinter mir hergeschossen kommen, und dem Waldboden, der unter meinen Füssen bebt, während ich durch Luft, Bäume, gleissend grelle Panik sprenge.     (Noah, 13 Jahre)

Es gibt Bücher, da weiss man schon nach wenigen Seiten, dass man sie lieben wird. "Ich gebe dir die Sonne" von Jandy Nelson ist so eine Geschichte. Eine Geschichte, die mich tief beeindruckt und begeistert hat und die ich kaum in Worte fassen kann. Eine Geschichte, die man selber erleben muss.

Die Zwillinge Noah und Jude sind mit 13 Jahren zwar sehr unterschiedlich, aber unzertrennlich. Doch dann schleicht sich die Eifersucht ein, um den Stellenwert bei den Eltern aber auch aufeinander. Drei Jahre später sprechen sie kaum noch ein Wort miteinander und es hat den Anschein, als hätten sie die Rollen getauscht. Mit 13 Jahren war Noah sehr introvertiert und drückte sich vor allem durch das Malen aus, Jude war dagegen draufgängerisch und frei. Doch heute studiert sie an der Kunsthochschule, die immer Noahs Traum war. Er hingegen nimmt keinen Pinsel, keine Stifte mehr in die Hand.

Die Erzählweise ist etwas ganz Besonderes, denn wir erleben Noah als 13-jährigen in der Vergangenheit und Jude heute als 16-jährige. Obwohl wir so mit jedem Perspektivenwechsel auch noch einen Zeitsprung haben, bereitet es keine Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen.

Ich dachte immerzu, es ist in Ordnung, ich komme damit klar. Ich kann das. Es ist okay, okay, okay. Aber das war es nicht und ich kam nicht damit klar.
Ich wusste nicht, dass man in seinem eigenen Schweigen begraben werden kann.
Und dann war es vorbei.
Und dann war alles vorbei.          (Jude, 16 Jahre / Seite 68)

Erst nach und nach erkennt man, wie die unterschiedlichen Charkatere zusammenspielen, was es mit den Familiengeheimnissen auf sich hat und was dann schlussendlich wirklich zum Bruch zwischen den Zwillingen geführt hat. Jandy Nelson zieht im Hintergrund geschickt die Fäden und schafft die Balance zwischen dem individuellen Schicksal und dem gemeinsamen Drama.

"Ich gebe dir die Sonne" ist ein ruhiges Buch, das mit facettenreichen Charaktere überzeugt. Was die Geschichte jedoch hervorhebt ist die Sprache. Jandy Nelson erzählt so intensiv, zum Teil poetisch, dass man als Leser auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitgerissen wird. Einmal begonnen, konnte ich mich dieser Sprachgewalt nicht mehr entziehen. Das ist Erzählkunst!

Jandy Nelson hat mir ein wundervolles und intensives Leseerlebnis geschenkt und obwohl das Buch doch knapp 500 Seiten umfasst, hätte ich NoahundJude nur zu gerne noch ein Stück weiter begleitet.

Die Realität ist erdrückend. Die Welt ist ein Schuh, in der falschen Grösse. Wie soll man das aushalten?     (Noah, 13.5 Jahre / Seite 152)






tiefgründig, intensiv, sprachgewaltig
 Jandy Nelson vereint in "Ich gebe dir die Sonne" eine tiefgründige, fesselnde Geschichte mit Sprachkunst. Mir fehlen immer noch die Worte, um diesem Meisterwerk der Jugendliteratur gerecht zu werden. Ich kann euch nur ans Herz legen, NoahundJude selber kennenzulernen.





Hiermit verleihe ich dem Buch "Ich gebe dir die Sonne"
von Jandy Nelson die goldene Leseente.







Jandy Nelsons Debüt Über mir der Himmel stand auf mehreren Bestenlisten und wurde ein großer internationaler Erfolg. Ihr zweiter Roman Ich gebe dir die Sonne ist New York Times-Bestseller, die Filmrechte sind an Warner Brothers verkauft, er stand ebenfalls auf mehreren Bestenlisten und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Printz Award. Derzeit lebt Jandy Nelson in Kalifornien – nicht weit von den Schauplätzen aus Über mir der Himmel und Ich gebe dir die Sonne -, wo sie sich ganz dem Schreiben widmet.





© Favolas Lesestoff

8 Kommentare:

  1. Wow, was für eine Rezension zum Buch.
    Die macht echt Lust darauf das Buch zu lesen. Schön, dass du so intensive und tolle Lesestunden mit dem Buch hattest.

    LG, Moni

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    1. Hallo Moni
      Oh ja, ich kann dir "Ich gebe dir die Sonne" nur ans Herz legen.
      lg Favola

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  2. "sprachgewaltig" trifft es perfekt auf den Punkt :)
    Ich fand das Buch auch unglaublich gut! Schöne Rezension.

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    1. Vielen lieben Dank, Binzi.
      Ich muss wohl auch das erste Buch von Jandy Nelson noch lesen ....

      lg Favola

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  3. Voll verdient! Ich LIEBE dieses Buch. Auch für mich ist es bereits ein Highlight in 2017!

    Liebe Grüße,
    Yvonne

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    1. Oh ja, definitiv!
      Hast du "Über mir der Himmel" schon gelesen? Das steht nun auch auf meiner Wunschliste.
      lg Favola

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  4. Tolle Rezension! Ich habe direkt Lust dieses Buch zu lesen. :) Jandy Nelson konnte mich schon mit " Über mir der Himmel " begeistern, umso mehr freue ich mich jetzt auf dieses Buch.

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  5. Eine mehr als verdiente goldene Leseente. ♥
    Ich habe das Buch ja auch gelesen und geliebt. Ich glaube Damaris hatte mich da mal mit angesteckt ... ihre Rezension war auch so wundervoll. Und eigentlich ist dieses Buch ja nicht gerade mein Genre. Jedenfalls nichts, was ich einfach so kaufe. Aber dieses Buch hier ist ein wirklicher Schatz. :)

    Liebe Grüße,
    Sarah

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