Dienstag, 10. April 2012

[Rezension] Leanne Hall - Die Nacht von Shyness



 



Titel: Die Nacht von Shyness
Reihe: Ja, Band 1
Originaltitel: The ist Shyness
Autoren: Leanne Hall
Genre: Jugendliteratur
Verlag: Aufbau Verlag; Auflage: 1 (12. März 2012)
ISBN: 978-3351041540
Seiten: 320
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 – 15 Jahre






Ich habe dieses Buch vom Aufbau Verlag angeboten bekommen und der Titel und die Inhaltsangabe haben mich angesprochen. Zudem war ich sehr gespannt auf das Buch, weil es bis dahin kaum im Internet anzutreffen war.





Es gibt Dinge, die kannst du nur im Dunkeln sagen. »Wusstest du, dass die Sonne hier nicht aufgeht?« Sie lacht laut und herzhaft. Dann verebbt ihr Lachen. »Das ist dein Ernst, oder?« Ich nicke. »In ganz Shyness. Völlige Dunkelheit.« Sie stützt den Kopf auf. Ich sehe ihr an, dass sie überlegt, ob sie mir glauben soll. Ob ich spinne oder nicht. Ich weiß nicht, wie lange ich noch dasitzen kann, ohne sie zu berühren. Am Stadtrand von Shyness, wo ewige Dunkelheit herrscht, trifft Wolfboy ein merkwürdiges Mädchen. Sein Name ist Wildgirl und es erklärt Wolfboy zum Fremdenführer für eine Nacht. Auf ihrer Tour durch Shyness kommen sie nicht nur den zuckerabhängigen Kidds in die Quere, sondern auch verrückten Affen, ewigen Träumern, Döner-verkaufenden Wahrsagerinnen, teuflischen Psychiatern und einer großen Liebe – denn eine Nacht ist lang genug, um zwei Leben zu verändern.



Einstieg ins Buch:

Mit finsterer Miene betrachtet der Türsteher meinen Ausweis. Das Neonschlild über uns färbte sein Gesicht violett. Ich reibe mir die nackten Arme. In den letzten paar Minuten ist es bestimmt fünf Grad kälter geworden.
"Die Nacht von Shyness" erzählt auf gut 300 Seitenvon einer einzige Nacht und doch geht es in dem Buch um so viele Dinge: Um einen Stadtteil, in dem die Sonne nie mehr aufgeht, um ein Mädchen, das für eine Nacht der Schul-Realität entfliehen möchte, um einen Jungen, der im Dunkeln wohnt, um eine zuckersüchtige Kindergang, um Familienproblem und um Liebe. All dies beginnt, als Wildgirl und Wolfboy in einer Disco aufeinandertreffen sich gegenseitig angezogen fühlen und sich entschliessen, gemeinsam loszuziehen. Wolfboy verspricht, ihr "seinen" Stadtteil Shyness zu zeigen. Natürlich haben die beiden Teenager in Wirklichkeit andere Namen, doch in dieser Nacht ist alles anders und so sind auch andere Namen angebracht. Wolfboy nennt sich auch sonst oft so, doch Wildgirl erfindet bei ihrem Zusammentreffen schnell einen geeigneten Übernamen. Zu Beginn mögen die zwei Namen etwas befremdlich klingen, doch sie haben ihren Hintergrund, passen ganz gut und so gewöhnt man sich recht schnell daran. Im Gegenteil: Als man im Laufe des Buches ihre richtigen Namen erfährt, erscheinen einem diese fremd.

"Wusstest du, dass die Sonner hier nie aufgeht?"
Sie lachte laut und herzhaft. Danach verebbt ihr Lachen. "Das is dein Ernst, oder?" - Ich nicke.
"In ganz Shynee. Völlige Dunkelheit."
Sie stützt den Kopf auf. Ich sehe ihr an, dass sie überlegt, ob sie mir glauben soll. Ob ich spinne oder nicht. Ich weiss nicht, wie lange ich noch dasitzen kann, ohne sie zu berühren.
So ziehen die beiden zuerst etwas orientierungslos durch Shyness. Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten erzählt. So erhält man einen guten Einblick in ihre Gefühlswelten und erfährt nach und nach den Hintergrund der beiden. Es ist interessant Schritt für Schritt mehr über die zwei zu erfahren und die einzelnen Puzzlestücke zu einem Ganzen zusammenzusetzen.

Wolfboy und Wildgirl fühlen sich ja von Anfang zueinander hingezogen und so ist natürlich auch eine Liebesgeschichte im Spiel. Doch diese wird nie kitschig, da beide Charakteren sehr verschlossen sind und sich oft hinter "vorlauten" Sprüchen verstecken. Ich finde auch gut, dass sich nicht so schnell eine wirkliche Liebesbeziehung entwickelt, denn schliesslich kennen sich die beiden erst wenige Stunden. Doch das eine oder andere Erlebnis schweisst sie natürlich zusammen und sie begeben sich im Laufe der Nacht in Gefahr und erleben ein wohl unvergessliches Abenteuer. Trotz dem Handlungszeitraum von nur einer Nacht ist das Buch überhaupt nicht oberflächlich.

Originalcover
Die beiden Charakteren sind komplex angelegt und weder Wildgirl noch Wolfboy lassen sich in eine Schublade einordnen. Die beiden waren mir mit ihren Problemen, die sie aber überhaupt nicht in den Vordergrund spielen wollen, schnell sympathisch. Trotzdem fand ich es gut, dass man die Protagonisten nicht ganz genau kennengelernt hat, denn es ist ja eigentlich "nur" eine Nacht in ihrem Leben. Die Fortsetzung ist im Februar auf Englisch erschienen und heisst "Queen of the Night". Das Buch hat aber einen wirklich guten Abschluss, mit dem ich als Leser gut leben kann. Es gibt keinen fiesen Cliffhanger und trotzdem bin ich gespannt, wie es mit den zwei im nächsten Band weitergeht.

Der Schreibstil von Leanne Hall ist sehr jugendlich. Er besteht aus vielen kurzen, prägnanten Sätzen. Man findet auch einen grossen Anteil Jugendsprache in ihrem Buch, doch das passt hier wirklich gut zur Geschichte.

"Die Nacht von Shyness" ist feinfühlig mit tiefgründigen Gedanken, aber auch dramatisch mit verrückten Wortwechseln. Das Debüt von Leanne Hall hat mir wirklich gut gefallen und ich habe es recht schnell gelesen, doch wirklich gepackt und unter die Haut ist es mir nicht gegangen.







"Die Nacht von Shyness" ist einmal etwas anderes  auf dem Markt der Jugendbücher. Wenn man sich gerne auf Neues einlässt, bekommt man eine abwechslungsreiche Geschichte mit spannenden, vielschichtigen Charakteren.





© Lucian Chaffey
 


Leanne Hall schrieb zunächst Kurzgeschichten, bevor sie sich längeren Romanen zuwandte. Die Autorin arbeitet halbtags als Buchhändlerin und ist spezialisiert auf Kinder- und Jugendliteratur. Leanne Hall kommt aus und lebt in Melbourne, Australien. Für ihr Buch »This is Shyness« erhielt sie den The Text Prize for Young Adult and Children’s Writing.












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