Mittwoch, 30. August 2023

"Unsichtbar" von Eloy Moreno






Titel: Unsichtbar
Autor: Eloy Moreno
Übersetzerin: Ilse Layer
Verlag: FISCHER Sauerländer (15. März 2023)
Genre: Jugendroman
Seiten: 336
vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 14 Jahren




Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, unsichtbar zu sein?
Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, es nicht mehr zu sein?
Nur schon diese beiden Sätze auf dem Buchrücken zeigen mir, wie wichtig dieses Buch ist. 
Mobbing ist ein schwieriges und wichtiges Thema, das nicht totgeschwiegen werden darf. Es muss unbedingt hingeschaut und reagiert werden. Ein Must-Read für mich als Lehrerin ....




Der spanische Bestsellerautor Eloy Moreno erzählt leise, unaufgeregt, gleichzeitig verstörend und faszinierend die Leidensgeschichte eines namenlosen Jungen, der in der Schule gemobbt wird. Hautnah erleben wir die Angst, die Demütigungen und alle Phasen der Verzweiflung des Opfers, das keinen anderen Ausweg weiß, als in die Welt der Phantasie zu flüchten. Aber auch der Mobber und die, die wegsehen, kommen zu Wort.
(Bild- und Textquelle: Fischer Verlage)







Einstieg ins Buch:
Mir ist schon wieder dasselbe passiert.
Ich bin gerade zitternd aufgewacht, das Herz hämmert mir an die Rippen, als wollte es rausspringen, und mit dem Gefühl, dass auf meiner Brust ein Elefant sitzt.
Teilweise fällt mir das Atmen so schwer, dass ich denke: Wenn ich den Mund nicht ganz weit aufmache, kriege ich keine Luft mehr.


Der spanische Bestsellerautor Eloy Moreno erzählt in "Unsichtbar" die Geschichte eines Jungen, der bis zum Ende namenlos ist. Es braucht auch keinen Namen, denn es könnte jeden von uns treffen. 
Es ist ein Junge, der in der Schule erfolgreich ist und zwei gute Freunde hat. Eines Tages reagiert er, wie wir es alle lernen: Er sagt nein. Er weigert sich, einem Klassenkameraden bei der Matheklausur die Lösungen zu geben und dies hat schwerwiegende Folgen. Der abgewiesene Schüler ist nämlich nicht nur beliebt und faul sondern auch noch gewaltbereit. Und unter keinen Umständen kann er ein Nein stehen lassen. Plötzlich bekommt der namenlosen Junge Drohnachrichten, Mitschüler lauern ihm nach dem Unterricht auf oder klauen seine Sachen.

Der Roman beginnt im Krankenhaus, mit dem Ende. Man weiss noch nicht, was wirklich geschehen ist, nur ein Unfall wird angedeutet. Erst dann erfahren wir, wie alles seinen Lauf nahm, durchleben einen Leidensweg voller Demütigungen. Fühlen die Angst und Verzweiflung des Opfers. Entsetzt lesen wir uns von Seite zu Seite und können es einfach nicht glauben, warum niemand eingreift. Warum niemand etwas sagt. Und weil er sich denkt, dass Menschen nicht so schlecht sein können, ihm zu helfen, muss er wohl wirklich nicht zu sehen sein. Es ist eindeutig: Er hat eine Superkraft, denn er kann sich unsichtbar machen.

Es ist seltsam und traurig, dass es in dieser Gesellschaft so viele Monster gibt, solche, die etwas tun, und solche, die zuschauen, solche, die lachen und solche, die so ein Video aufnehmen ...     (Seite 166)

Eloy Moreno zeigt uns ins kurzen Kapiteln die Sichtweise des Opfers, seiner Freunde, von Mitschülern und Lehrpersonen und auch die des Mobbers. Damit eine Situation derart eskaliert, braucht es nämlich nicht nur Opfer und Täter sondern auch noch Verstärker und vor allem auch diejenigen, die wegschauen und ignorieren. Und genau diese Perspektivenwechsel erzeugen eine enorme Dynamik und erlaubt es uns, tief in die Charaktere einzutauchen und mitzuleiden.
Immer wieder fragt man sich, wie viel ein Mensch erträgt. Und was tut wohl mehr weh? Die spürbaren, direkten Angriffe des Täters oder aber das Wegsehen der anderen?

Dieses Thema, dieses Buch ist dermassen wichtig, dass es jede:r lesen sollte!


Fazit:


erschütternd und unheimlich wichtig
In "Unsichtbar" hält uns Eloy Moreno alle Seiten von Mobbing vor. Der Roman ist aufwühlend, geht unter die Haut und ist ein Aufruf. Ein Aufruf hinzuschauen und zu handeln, denn niemand ist unsichtbar.
Lest dieses Buch!





      


© Favolas Lesestoff

3 Kommentare:

  1. Liebe Favola,

    schon das Eingangszitat hat mich gepackt. Denn ja: wer kennt das nicht? Ich bin überzeugt, dass niemand durchs Leben geht, ohne an dem ein oder anderen Punkt Zeuge, Täter oder Opfer von Mobbing zu werden. Dass der Protagonist bis zuletzt namenlos bleibt, halte ich für eine große Stärke dieses Romans, dessen Thema nicht aktueller und wichtiger sein könnte.

    Deine Rezension hat mich richtig neugierig gemacht, vielleicht eignet er sich auch als Klassenlektüre?... Ich werd ihn mir auf jeden Fall zulegen und sag danke für die spannende Besprechung!

    Sonnige Grüße aus Salzburg! :-)
    Nana

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    1. Liebe Nana

      Ich kann mir das Buch sehr gut als Klassenlektüre in höheren Klassen vorstellen.
      Es freut mich, dass ich dich davon überzeugen konnte, denn es ist wirklich eine sehr eindrückliche und wichtige Geschichte.

      liebe Grüsse
      Favola

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