Posts mit dem Label Was fehlt wenn ich verschwunden bin werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Was fehlt wenn ich verschwunden bin werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 15. Februar 2015

[Rezension] "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" von Lilly Lindner





Titel: Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
Autorin: Lilly Lindner
Genre: Jugendbuch, Drama
Verlag: FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch (19. Februar 2015)
ISBN: 978-3733500931
Seiten: 400
empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren





Von diesem Buch wurde mir schon an der Buchmesse in Frankfurt erzählt und da mich das Thema Magersucht in meiner Jugend doch das eine oder andere Mal gestreift hat, war mein Interesse geweckt. Als es dann als erstes Buch für die LovelyBooks Fischer Jahreschallenge feststand, war für mich klar, dass ich an der Leserunde teilnehmen wollte.





April ist fort. Seit Wochen kämpft sie in einer Klinik gegen ihre Magersucht an. Und seit Wochen antwortet sie nicht auf die Briefe, die ihre Schwester Phoebe ihr schreibt. Wann wird April endlich wieder nach Hause kommen? Warum antwortet sie ihr nicht? Phoebe hat tausend Fragen. Doch ihre Eltern schweigen hilflos und geben Phoebe keine Möglichkeit, zu begreifen, was ihrer Schwester fehlt. Aber sie versteht, wie unendlich traurig April ist. Und so schreibt sie ihr Briefe. Wort für Wort in die Stille hinein, die April hinterlassen hat.
(Bild- und Textquelle: Fischer Verlage)



Einstieg ins Buch:
Liebe April,
du bist schon fast eine Woche weg, und ohne dich ist es schrecklich langweilig hier. Mama weint ständig, und Papa arbeitet jetzt immer ganz lange, und wenn er nach Hause kommt, dann kuckt er traurig.

"Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" ist in Briefform verfasst und das auf eine ganze spezielle Weise. Im ersten Teil des Buches schreibt nämlich ausschliesslich Pheobe ihrer grossen Schwester April, die wegen Magersucht in der Klinik liegt. Sie ist so krank, dass Phoebe sie nicht besuchen darf und so schreibt sie April regelmässig und erzählt ihr alles, was ihr durch den Kopf geht: Viele Nebensächlichkeiten aus der Schule, aber vor allem auch von den Veränderungen in der Familie.
Ich muss zugeben, dass mir der Einstieg ins Buch etwas schwer gefallen ist, denn Phoebes Schreibstil ist sehr eigen. Zum einen schreibt sie sehr kindlich und dann schreibt sie wieder derart philosophisch, haut Weisheiten raus und nimmt ständig die Wörter auseinander, um sie sich dann wortwörtlich zu erschliessen. Lange konnte ich mir nicht vorstellen, dass dies aus der Feder einer Grundschülerin stammen soll.
Nach den ersten hundert Seiten hat mich Lilly Lindner jedoch total in ihren Bann gezogen. Trotzdem konnte ich nie wahnsinnig viel auf einmal lesen, denn Phoebes Briefe werden immer beklemmender und auch mir wurde das Herz immer enger.


Aber um ein Lachen sollte man normalerweise auch nicht bitten müssen. Ein Lachen sollte man geschenkt bekommen.
So wie Liebe.
Und Ostereier.     (Phoebe, Seite 15)

Im zweiten Teil kommt endlich auch April zu 'Wort' und schon ihr erster Brief liess mir das Blut in den Adern gefrieren. Immer stärker kommt der Konflikt zwischen den beiden Schwestern und ihren Eltern zum Tragen. Beide sind wohl sprachlich 'hochbegabt' und fühlen sich von Mama und Papa nicht verstanden. Und Mama und Papa tun dies auch nicht - vor allem verstehen sie nicht, warum ihre beiden Töchter nicht wie 'normale' Kinder sein können.
Aprils Briefe sind noch viel düsterer, beklemmender als die von Phoebe. Vom Schreibstil her sind sie sehr ähnlich, nur die kindlichen Gedankengänge fehlen völlig. Aber auch sonst merkt man, dass die beiden Schwestern aus dem gleichen Holz geschnitzt sind und die eine der Rettungsanker der anderen ist.

Meine liebe, liebe April - wenn du nur bald gesund wirst und endlich wieder bei uns bist. Ohne dich sind wir nämlich nicht ganz.
Wir sind ein halber Fork.
Eine halbe Mama.
Ein halber Papa.
Und nur noch ein ganz kleines Stück Ich.     (Phoebe, Seite 38)


Ich weiss gar nicht, wann mich das letzte Mal ein Buch dermassen beschäftigt, mich dermassen mitgenommen hat. Ich konnte nie wahnsinnig lange an einem Stück lesen, sondern brauchte immer wieder Zeit zum Verarbeiten. Und vor allem brauche ich jemanden zum Reden.
Die Thematik der Magersucht steht natürlich im Zentrum, doch auch die Verhältnisse innerhalb der Familie spielen eine tragende Rolle. Vor allem die Beziehung zwischen den Eltern und ihren beiden Töchtern löst Unverständnis und Diksussionen hervor. 
"Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" ist zu einem Teil autobiographisch und strotzt nur so vor düsteren Emotionen. Angst, Verzweiflung, Trauer, aber auch Wut schlagen über dem Leser zusammen und lassen ihn betroffen und erschüttert zurück. 


"Ich glaube, sie hätten lieber ein anderes Kind gehabt. Eines, das andere Fragen stellt, oder am besten gar keine Fragen hat. Und dann bist du gekommen.
Von da an durfte ich zugucken, wie eine Familie funktioniert.
Nur mitmachen - das durfte ich nicht.     (April, Seite 296)

Nach einem etwas schwierigen Start konnte mich Lilly Lindern dann mit ihrem jüngsten Werkt voll und ganz überzeugen. Es ist aussergewöhnlich und vor allem vom Schreibstil her ausserordentlich  - emotional und philosophisch. Für mich steht nun fest, dass ich auch "Splitterfasernackt" lesen muss.






erschütternd, dramatisch, einfach nur traurig
Lilly Lindner lässt in "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" die zwei Schwestern Phoebe und April einen Abschnitt ihres eigenen Lebens erzählen. Die Briefe der beiden sind äusserst emotional, gehen direkt unter die Haut und lassen kein Auge trocken.
So ist das Buch wirklich schwere Kost, doch auch sehr eindrücklich. Eine Leseerfahrung, die man ganz bestimmt nicht mehr so schnell vergisst.








Lilly Lindner hat keine Ahnung von Teilchenphysik und bipolaren Zwischenströmungen. Sie weiß auch nicht, wie viel Wasser man in einen Teich kippen muss, um einen See zu erhalten; aber wie man Bücher schreibt – das weiß sie. Ihr Debüt ›Splitterfasernackt‹ stand monatelang auf der Bestsellerliste.
(Textquelle: Fischer Verlage)

Mehr Informationen gibt es auf der Homepage von Lilly Lindner.


Dienstag, 10. Februar 2015

gemeinsam lesen #99


eine Aktion von Asaviels Bücher-Allerlei
die nun von Weltenwanderer und Schlunzen-Bücher weitergeführt wird



1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?


Ich lese immer noch "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" von Lilly Lindner und bin nun auf der Seite 279.


2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?


"Wenn es einen Test gäbe, den Eltern machen müssten, bevor sie Kinder in die Welt setzen dürfen, und wenn dieser Test die Kommunikationsfähigkeit in Konfliktsituationen mit Minderjährigen überprüfen würde, dann hättest du garantiert kein Kind!", hast du wütend gerufen.


3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden?


Dieses Buch ist wirklich heftig und geht sehr unter die Haut. Die erste Hälfte bestand ja aus den Briefen, die Phoebe (9 Jahre) ihrer magersüchtigen Schwester April (16 Jahre) in die Klinik schreibt. Sie erhält jedoch nie eine Antwort.
Der zweite Teil besteht nun aus den Briefen, die April ihrer kleinen Schwester schreibt. Sie bekommt alle Briefe von Phoebe, ihre Eltern haben ihr jedoch verboten, zurückzuschreiben, um sie zu schützen.
Immer stärker kommt der Konflikt zwischen den beiden Schwestern und ihren Eltern zum Tragen. Beide sind wohl sprachlich 'hochbegabt' und fühlen sich von Mama und Papa nicht verstanden. Und Mama und Papa tun dies auch nicht - vor allem verstehen sie nicht, warum ihre beiden Töchter nicht wie 'normale' Kinder sein können.
"Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" ist ja zu einem Teil autobiografisch und so musste ich dann vorgestern noch die Fragerunde auf LovelyBooks lesen. Ich war wirklich fasziniert, denn anscheinend denkt und schreibt Lilly Lindner wirklich genau so, wie sie dies in ihrem Buch tut. Und mir wurde klar, dass ich wohl auch noch ihre erste Autobiografie "Splitterfasernackt" lesen muss.


4. Dicke Wälzer (ab 500 Seiten) - lest ihr sie gerne oder scheut ihr euch davor? Und warum?


Früher konnten mir die Bücher nicht dick genug sein. Früher, das war vor den Kindern und vor allem in den Schulferien. Da freute ich mich dann immer riesig, in einen Schmöker eintauchen zu können. Heute schrecken mich Bücher ab 500/600 Seiten eher etwas ab. Meistens ist es aber nur so lange, bis man mit der Lektüre begonnen hat, denn wenn sie wirklich zu fesseln wissen, sind sie ja oft schneller ausgelesen als so manch dünnes Büchlein.



Welches Buch ist deine aktuelle Lektüre?
Liest du gerne Brief-Romane?





Dienstag, 3. Februar 2015

gemeinsam lesen #98


eine Aktion von Asaviels Bücher-Allerlei
die nun von Weltenwanderer und Schlunzen-Bücher weitergeführt wird




1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?


Ich habe mit "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" von Lilly Lindner begonnen, bin aber erst auf der Seite 38.


2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?


Heute mache ich einmal eine Ausnahme und zeige euch erstens nicht nur einen Satz und zweitens nicht den ersten auf der aktuellen Seite, sondern ein Abschnitt aus der Mitte:

Meine liebe, liebe April - wenn du nur bald gesund wirst und endlich wieder bei uns bist. Ohne dich sind wir nämlich nicht ganz.
Wir sind ein halber Fork.
Eine halbe Mama.
Ein halber Papa.
Und nur noch ein ganz kleines Stück Ich.


3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden?


Von diesem Buch wurde mir schon an der Buchmesse in Frankfurt erzählt und da mich das Thema Magersucht in meiner Jugend doch das eine oder andere mal gestreift hat, war mein Interesse geweckt. Als es dann als erstes Buch für die LovelyBooks Fischer Jahreschallenge feststand, war für mich klar, dass ich an der Leserunde teilnehmen wollte.
Das Buch ist in Briefform verfasst und das ist hier bei "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" bisher sehr speziell, denn bis jetzt schreibt immer Pheobe ihrer grossen Schwester April, die krank im Spital liegt. Sie ist so krank, dass Phoebe sie nicht besuchen darf und so schreibt diese regelmässig und erzählt April alles, was ihr durch den Kopf geht. Viele Nebensächlichkeiten aus der Schule, aber vor allem auch von den Veränderungen in der Familie. Ich weiss bisher nicht genau, wie alt Phoebe ist, doch ihr Schreibstil tönt noch recht jung. Auf der einen Seite finde ich es sehr gut, dass Lilly Lindner das einfangen konnte, auf der anderen Seite bereitet mir genau das momentan ein bisschen Einstiegsschwierigkeiten. Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie es weiter geht, ob diese Perspektive beibehalten oder auch einmal wechseln wird.


4. Gibt es eine Person in eurem aktuellen Buch, die ihr überhaupt nicht mögt? Wenn ja, warum? Und wenn ihr der Person etwas sagen könntet, was wäre das?


Nein, bisher nicht. Ich bin ja noch nicht wirklich weit in meiner Lektüre und habe eigentlich erst Phoebe durch ihre Briefe kennengelernt. Alle anderen sind bisher eher Randerscheinungen, die in ihren Briefen kurz erwähnt werden.



Welches Buch ist deine aktuelle Lektüre?
Liest du gerne Brief-Romane?