Samstag, 15. Juli 2023

"Harte Schale, Weichtierkern" von Cornelia Travnicek






Titel: Harte Schale, Weichtierkerne
Autorin: Cornelia Travnicek
Illustrator: Michael Szyszka
Verlag: Beltz & Gelberg (9. März 2022)
Genre: Jugendroman
Seiten: 126
vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 14 Jahren



"Harte Schale, Weichtierkern" hat mich vom Optischen her sofort angesprochen und irgendwie an "Papierklavier" erinnert. (Fragt mich nicht warum...)
Es geht hier nicht nur um Oktopusse sondern vor allem um die 16-jährige Fabienne, die sich vor kurzem von ihrem Freund getrennt hat. Da sie sich sowieso immer anders als alle anderen fühlt, sucht sie sich im Alleingang Hilfe bei einem Psychiater. Nach einigen Sitzungen erhält sie die Diagnose Asperger.



Der Oktopus: kaum erforscht, Einzelgänger, undurchschaubar, seiner Umwelt überlegen – ein bisschen wie ein Alien. Und ein bisschen wie Fabienne, 16.
Fabienne hat sich gerade von ihrem Freund getrennt und damit auch ihre Freunde verloren. Hilfesuchend macht sie einen Termin mit einem Psychiater – und erfährt die Diagnose: Asperger. Vielen Dank auch! Aber damit kommt sie klar und andere müssen das jetzt auch! Selbstbestimmt versucht sie neue Freunde zu finden – und ein Sexualleben.
Michael Szyszka erfasst Fabiennes Beobachtungen und bissige Analysen ihrer Umwelt und verwandelt sie in bunte, wilde Collagen. Facettenreich, und schillernd – genau wie ein Oktopus.
(Textquelle: Beltz & Gelberg)







Einstieg ins Buch:
Wenn jemand im Internet besonders tiefsinnig sein möchte, was das Menschsein angeht, und betonen, was für ein Wunder dieses Leben nicht ist, dann sagen die Leute gerne: Wir sind aus Sternenstaub gemacht. In Wahrheit ist ein guter Teil von uns eher aus ganz gewöhnlichem Hausstaub, zu dem der Mensch ja auch ständig wieder zerfällt.


Vor kurzem hat sich Fabienne von ihrem Freund getrennt. Aber nicht nur deswegen fühlt sie sich allein, komisch, unverstanden. Doch in ihrer Familie ist man nicht "komisch", da stellt man sich gefälligst nicht so an... Und genau deshalb investiert Fabi ihr Geld vom Ferienjob in einen Therapeuten. Dieser hat ihr aufgetragen, jeden Abend niederzuschreiben, was sie beschäftigt.

Doch Fabi hält in ihrem Tagebuch nicht nur ihre Gedanken fest, sondern führt auch diverse Listen und füllt die Seiten mit Zeichnungen. Diese Selbstreflexion für uns durch das Buch bis hin zur Diagnose des Therapeuten, die so vieles erklärt.

"Harte Schale, Weichtierkern" ist definitiv ein ganz besonderes und eindrucksvolles Buch über eine Jugendliche mit der Diagnose Asperger. Ich habe noch kaum ein Buch über diese Kontakt- und Kommunikationsstörung gelesen, umso wichtiger ist Cornelia Travniceks Werk. Doch die Geschichte erzählt auch vom Erwachsenwerden, von Freundschaft, Liebe und Sexualität - und das auf seine ganz besondere Weise: nüchtern, zum Teil beinahe schon poetisch.

Die Illustrationen von Michael Szyszka sind bunte, wilde Collagen, die "Harte Schale, Weichtierkern" perfekt ergänzen und untermalen. Zum einen erleben wir so Fabis Beobachtungen, aber auch die sarkastische Analyse ihres Umfeldes.
So erstaunt es mich überhaupt nicht, dass dieses Buch schon diverse Auszeichnungen erhalten hat und nun auch für den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Jugendbuch nominiert wurde.


Fazit:


"Harte Schale, Weichtierkern" überrascht und beeindruckt von der ersten Seite an. Gebannt verfolgen wir die Tagebucheinträge einer Jugendlichen bis hin zu ihrer Diagnose Asperger und darüber hinaus.
Der sarkastische, nüchterne, zum Teil beinahe poetische Stil von Cornelia Travnicek wird von den wilden, pointierten Illustrationen von Michael Szyska bereichert. Ein Gesamtkunstwerk, das ich nur weiterempfehlen kann.






      




© Favolas Lesestoff

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