Samstag, 10. August 2013

[Summer Special] Julie Leuze meldet sich zu Wort: Sex oder nicht Sex?



Am Dienstag ging der Beitrag "Brennpunkt Sex in Jugendbücher" an den Start und er raste innerhalb kurzer Zeit auf Platz 1, ist also der klickreichste Artikel in den letzten 30 Tagen. Wie am Dienstag versprochen, meldet sich nun noch Julie Leuze selber zu Worte und zeigt uns ihre Beweggründe auf, dass in "Der Geschmack von Sommerregen" Sex ein grossen Thema ist. Vielen liebe Dank für diesen Beitrag.


Sex oder nicht Sex, das ist hier die Frage...
Von Julie Leuze

Sex ist heutzutage allgegenwärtig - auch schon für Vierzehnjährige, ob einem das nun gefällt oder

nicht. Jeder Jugendliche, der Internetanschluss hat (also wohl wirklich jeder), kommt problemlos an Pornografie. Schon Teenies lesen „Shades of Grey“ (habe ich mehr als einmal in der S-Bahn gesehen) oder, für den Anfang, „Rush of love“ (da muss man sich nur mal bei den jugendlichen Bloggerinnen umschauen). Und wenn man auf die BRAVO-Internetseite geht, ist die auch nicht mehr so harmlos wie früher unsere Print-Version: Man findet in Wort und Bild Anleitungen zu den verschiedensten Stellungen, Umfragen zu Sex-Spielzeug, Tipps und Tricks dafür, wie das Mädchen dem Jungen einen runterholt sowie die Mahnung, sich mit dem Analverkehr ruhig noch ein bisschen Zeit zu lassen... na dann!


Sicher, nicht jeder Jugendliche nutzt diese Quellen. Aber aufgeklärt sind sie alle seit der Grundschule, und neugierig ist man spätestens ab der Pubertät natürlich auch, denn zum Erwachsenwerden gehört Sex nun mal dazu. 
Die Frage ist also weniger: Dürfen Dreizehn-, Vierzehnjährige überhaupt etwas über Sex erfahren? Denn das tun sie sowieso, und als Eltern die Augen davor zu verschließen ändert daran überhaupt nichts. Die Frage ist eher: Was sollen sie über Sex erfahren? 

Ich finde, man sollte den Mädchen (und Jungs) als Gegengewicht zu „Technikwissen“ und seelenloser Pornografie ruhig ein anderes, empfindsameres Kopfkino anbieten. Und dafür eignen sich Jugendromane sehr gut! Vor allem, wenn die Geschichten sich nicht nur um den Sex drehen, sondern auch um die Liebe. 


Natürlich sollten erotische Szenen in einem Roman ab 14 sensibel beschrieben werden und sich nicht auf eine Darstellung des „Wer steckt was wie wohin“ beschränken. Viel wichtiger sind die Gefühle und Gedanken, die mit der sexuellen Begegnung einhergehen. Glück, Angst, Liebe, Lust, Reue, Enttäuschung und Erfüllung: All das kann thematisiert werden und zum Nachdenken anregen.
Wichtig ist mir persönlich auch, dass der oft platte Jargon von Erotikbüchern in einem Jugendroman außen vor bleibt. Wenn dann noch die Verhütung thematisiert wird und idealerweise eine gewisse Vermittlung von Werten stattfindet (ohne erhobenen Zeigefinger, versteht sich), kann ich an Sex in Jugendromanen endgültig nichts Verwerfliches mehr finden. 

Darf also ein verantwortungsvolles Jugendbuch Erotik beinhalten? Ich denke, ja - solange die Erotik feinfühlig und überlegt eingesetzt wird. Dann kann sie sogar ein wünschenswertes Gegengewicht zu den Bildern bieten, die vielen Jugendlichen heute im Kopf herumspuken und die mit liebevoller Sexualität leider nur wenig zu tun haben.




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2 Kommentare:

  1. Da kann ich Julie Leuze echt nur zustimmen, ich sehe das genauso... ;) Ich selbst bin erst 16 und freue mich, wenn ein Jugendbuch das Thema gut und verantwortungsvoll aufgreift - das ist mal ein richtiger Kontrast zu den meist oberflächlichen Erotikromanen, bei denen die echten Gefühle in den Hintergrund geraten...

    Liebe Grüße, Selina

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  2. Grüß Dich.
    Es stimmt auffallend, daß die Bilder, die heute im Umlauf sind, mehr an Ausdauersport denken laßen als an sinnliche Zuneigung. Die Reduktion auf den Koitus als zentralen Fixpunkt. Die Phantasie wie das Einfühlungsvermögen schwenken da entnervt die weisse Fahne.
    Wenn sich Mädels & Jungs rechtzeitig über ihr Wollen und Können vielfältige Gedanken machen können, ist dies ähnlich wichtig wie die reine Biologie dazu.
    Sex ist Sinnlichkeit - nicht Technik. Gute Bücher kann es dazu reichlich geben, denke ich.

    bonté

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